Eigene Diskriminierungserfahrungen – beispielsweise als weiße Frau* oder als weißer schwuler Mann – schützen niemanden davor, selbst zu diskriminieren. So kommt es innerhalb weiß dominierter queerer Räume und Szenen wiederholt zu alltäglichen Formen von Diskriminierung, aber auch zu Gewalt gegenüber mehrfachzugehörigen Lesben, Schwulen, Queers, Inter*- und Trans*-Personen, insbesondere wenn sie Schwarz, Indigen oder of-Color sind, wenn sie körperlich, seelisch oder kognitiv beeinträchtigt sind und/oder wenn sie migriert sind oder als Migrant*innen oder beispielsweise als Muslim*innen wahrgenommen werden.
Aus diesem Grund hat GLADT 2010 das Netzwerkprojekt «Diskriminierungsfreie Szenen für alle!» ins Leben gerufen. In regelmäßig stattfindenden Treffen, in denen das «Miteinander – Füreinander» im Mittelpunkt stand, tauschten sich im Rahmen von Netzwerkstreffen verschiedenste Vereine, Menschen aus dem Gastgewerbe, von Beratungsstellen und aus politischen Initiativen über ihre Arbeit aus und thematisierten Ausschlüsse, Barrieren und Machtstrukturen, die innerhalb queerer Szenen wirken (können). Gemeinsam entwickelten wir wirkungsvolle Strategien und organisierten Veranstaltungen und Workshops, so unter anderem auch die Lange Nacht der Diskriminierungsfreien Szenen, die im Jahr 2011 das erste Mal stattfand.
Auch die Erstellung öffentlichkeitswirksamer Info-Materialien, welche sich an die queere Szene richten, um verschiedene Formen von Ausschluss zu thematisieren und damit besprechbar zu machen, ist eines unserer Ziele im Rahmen dieses stadtweit agierenden Sensibilisierungsprojekts. Zuletzt machten wir mit unserer Poster-Reihe „Für ein queeres Nachtleben für Alle!“ auf ausschließende Mechanismen im Berliner Club- und Nachtleben aufmerksam. Auf unserem Instagram-Account findet ihr in den Story Highlight Icons weitere Infos zu den einzelnen Motiven. Die Poster könnt ihr jederzeit über info@gladt.de kostenfrei (jedoch unter Bereitstellung des Portoentgelts) bestellen.
ComE-In
Seit 2020 führen wir das DFS-Projekt im Verbund mit dem Migrationsrat Berlin (MRB) durch. Im Rahmen des neuen Projekts Come-In – Community, Empowerment, Intersektional führen wir eine ganzheitliche Auseinandersetzung auf allen strukturellen und/oder organisatorischen Ebenen, um eine generelle Gleichberechtigung möglichst vieler Menschen in unserer Gesellschaft zu erreichen. Innerhalb von drei Projektsäulen versuchen wir auf allen Ebenen uns Diskriminierungen entgegenzusetzen und durch Empowermentprozesse beratend und unterstützend zur Seite zu stehen. Während sich die im MRB angesiedelten Projekte sowohl der Stärkung neu gegründeter migrantisch-diasporischer LSBTIQ*-Initiativen als auch der diversitätsbewussten Öffnung und Ausrichtung bestehender migrantischer Selbstorganisationen widmen, kommt GLADT im Rahmen der dritten Projektsäule seit 2020 eine neue Aufgabe zu.
Zwar ist die Vernetzung innerhalb der LSBTIQ*-Szene ein wichtiges Anliegen, jedoch arbeiten wir nun konkret mit einzelnen weiß-dominierten LSBTIQ*-Organisationen zusammen und beraten diese hinsichtlich intersektionaler Diskriminierung, vor allem an den Schnittstellen von Rassismus, Migration und LSBTIQ*. Mittels Prozessbegleitungen schauen wir gemeinsam mit Clubs, Ausgehorten, Beratungseinrichtungen sowie sozio-kulturellen Organisationen, die als Treffpunkte für LSBTIQ*-Personen fungieren, wie eine inklusivere Ausgestaltung der jeweiligen Strukturen erreicht werden kann. Dafür bieten wir themenbezogene Workshops, Supervisionen sowie Einzelfallberatungen an und orientieren uns dabei an den spezifischen Gegebenheiten der jeweiligen ratsuchenden Organisation.
Darüber hinaus führten wir zu Anfang der neuen Projektausrichtung eine Online-Umfrage durch, die an weiße LSBTIQ-Orte und deren Organisator*innen gerichtet war, um nach den Hürden und Problemstellungen einer inklusiveren Ausrichtung gefragt hat. Anhand dieser Umfrage ist unser „10-Punkte-Plan für mehr Awareness“ entstanden, der in der Projektbroschüre des ComE-In-Projekts mit dem Titel „Auf den Spuren von Intersektionalität“ erschienen ist. Die Broschüre ist im Anschluss an die erste Abschlussveranstaltung des ComE-In-Projektes entstanden. Weitere Materialien zu dieser Veranstaltung, die den Titel „Mental Health ist intersektional“ findet ihr hier.
Rassismus unter der Diskokugel – „Schätzchen hier passte nich‘ rein!“
Zusätzlich erschien im letzten Jahr ein Kurzfilm, in dem wir drei Personen aus unseren Communities nach ihren Erfahrungen im Berliner Nachtleben gefragt haben. Abilaschan, Armeghan und DJ Grace Kelly kommen hier zu Wort und berichten darübe, was ihnen queere Ausgehorte bedeuten, welchen Formen von Diskriminierungen ihnen dort aber entgegenschlägt und was sie sich konkret von Organisator*innen wünschen würden, damit wir uns alle wohler und willkommener fühlen können. Schaut gerne rein und verbreitet weiter.
Falls Ihr Fragen zum Projekt habt oder euch für eine Prozessbegleitung anmelden möchtet, schreibt uns eine Mail an dfs@gladt.de
Dieses Projekt wird gefördert von: